Fortsetzung ----------->>> N2
N1 Baltische Staaten, Helsinki, Karelien (Nordrussland)
- Anreise durch Deutschland und Polen
- baltische Staaten: Litauen, Lettland, Estland mit den Hauptstädten Vilnius, Riga und Tallin
- Finnland: Helsinki
- Russland: Wyborg, St. Petersburg
- Karelien: Ladogasee, Onegasee, weisses Meer, Kirowsk, Murmansk
- Norwegen: Kirkenes
Startetappe 30. Mai /2. Juni Deutschland und Polen
In 2 Tagen fahren wir durch Deutschland bis an die polnische Grenze. Die Tage verbringen wir demzufolge vorwiegend auf den Autobahnen mitten unter vielen LKW’s. Wir übernachten in Schwäbisch Hall und nahe von Frankfurt an der Oder. In Schwäbisch Hall reicht die Zeit noch für einen kleinen Stadtrundgang.
Wir fahren nach Warschau. 400 km neue Autobahn, fast kein Verkehr, nur die letzten Kilometer vor Warschau brachten dann noch Staus. Weiter Richtung Norden, durch das Hinterland von Polen. Leicht hügelige Landschaft mit vielen Wäldern und Seen, durch die Dörfer mit vielen alten Holzhäusern. Es hat sehr viel Wind und zwischen durch starker Regen. Kurvige Strecken wechseln sich ab mit schönen Alleen. Gegen Litauen hin wird es sehr eben, es sind kaum noch Hügel zu sehen, dafür riesige Getreidefelder. Hoppla, schon sind wir über die Grenze zu Litauen. Die Zollgebäude stehen leer.
3.- 10. Juni - Die Hauptstädte der baltischen Staaten
Vilnius, Litauen
Wir machen einen Rundgang durch die Stadt Vilnius. Auffallend die vielen Kirchen und die meisten mit 2 oder mehr Kirchtürmen. Vilnius ist die Stadt der Kirchtürme. Vilnius war einer der letzten Schauplätze des UDSSR-Regimes. Hier wurden 1991 noch 14 Litauer von russischen Panzern überrollt. Wir essen litauische Spezialitäten. Die Eintöpfe mit Kartoffeln, Speck und Pilzen bzw. Tomaten schmecken sehr gut – den Fasan dagegen möchte ich nicht jeden Tag essen.
Riga, Lettland
Es gibt keine Grenzkontrolle mehr zwischen den beiden Ländern. Nach den Zlotys und Litas haben wir aber schon wieder eine neue Währung, den Lats. Vor der Grenze haben wir noch eine Litauische Mahlzeit eingenommen, einen Pitantiskos salotos. Dies hatte dann eine extrem erhöhte Tätigkeit des Darms zur Folge. Nach einer Stadtrundfahrt und einem Rundgang zu Fuss haben wir das Okkupations-Museum besucht. Dazwischen waren wir noch auf dem Markt. Im Gegensatz zu Vilnius, wo die Leute sehr ruhig und ernsthaft sind, ist Riga viel lebhafter. Es sind mehr Leute auf der Strasse und überall haben die Cafés und Restaurants Tische und Stühle auf der Strasse. Riga ist bekannt für die vielen Jugendstil-Fassaden und Mehrfamilien-Holzhäuser in der Stadt.
Tallinn, Estland
2 Nächte verbringen wir im Jachthafen von Tallinn. Die Reise war problemlos und wir sind nun zurück im EURO Währungsgebiet. Zu unserem Erstaunen gibt es in ganz Estland WIFI von Elion, das von allen gratis benutzt werden kann. Auch hier ist natürlich ein Stadtrundgang obligatorisch. Tallin ist touristischer und volkstümlicher als die anderen baltischen Hauptstädte.
11.-15. Juni – Finnland und Einreise nach Russland
Helsinki, Finnland
Helsinki ist 2012 „World Design Capital“. Überall zeigen Designer ihre Werke oder bieten sie an Ständen an. Eindrücklich auch die „Kamppi Chapel“ welche zu diesem Anlass gebaut und erst am 1. Juni eröffnet wurde. Neben dem Dom und der Uspenski-Kathedrale sticht die Felsen-Kirche hervor. Für das Abendessen haben wir dann auf dem Markt eingekauft: 1 Liter Erbsen für 4 Euro (kein Witz) und einen halben Liter neue Kartoffeln. Dazu gabs eine feine Salm-Tranche. Heute ist der eigentliche Start zu unserer Tour durch Russland. Zum ersten Mal sind alle Tourteilnehmer zusammen. Kostya ruft um 17 Uhr alle für das erste Briefing für den morgigen Tag zusammen.
Wyborg, Russland
Für die Einreise nach Russland wurde mit 2 – 6 Stunden gerechnet, je nach Laune der Besatzung am Zoll. Wir haben es in knapp 2 Stunden geschafft, d.h. es lief alles reibungslos. Die Zollbeamtin an der Passkontrolle war sehr reserviert, die jüngere an der Deklaration dagegen sehr freundlich, sprach englisch und wollte mehr über unsere Reise und den Camper erfahren. Der Beamte, welcher den Camper inspizierte hat nur kurz in die Dusche/WC und die Garage reingeschaut. Der Abschluss einer Versicherung nach der Grenze gestaltete sich nicht so einfach. Ein Büro war geschlossen, eines existierte nicht mehr, beim 3. sind die Formulare ausgegangen. Beim 4. hat es dann geklappt und in etwa 30 Minuten war die Versicherung dann abgeschlossen. Der erste Kaffee in Russland war versalzen – man sollte halt wissen, wie Zucker auf Russisch heisst.
In Wyborg stehen wir nun auf dem Marktplatz mitten in der Altstadt. Nach einer geführten Stadttour gibt’s noch ein Abendessen im Turm und dann ist wieder ein langer Tag vorbei. Wir besichtigen in Wyborg eine Werft, in welcher Eisbrecher und Plattformen für Bohrinseln fabriziert werden. Die Dimensionen sind beeindruckend, die technischen Einrichtungen zum Teil veraltet.
16.-19. Juni - St. Petersburg, Russland
Wir campieren auf dem Areal eines Transportunternehmers. Am 1. Abend sind wir bei unserem Gastgeber zu einem Schaschlik eingeladen. Auch der Wodka und die russischen Trinksprüche kommen nicht zu kurz. Mit dem Bus geht es direkt vom Stellplatz auf die Stadtrundfahrt. Nach einem russischen Mittagessen erleben wir den 2. Teil auf einer Schiffsfahrt in den vielen Flüssen und Kanälen von St. Petersburg. Irina, unsere Stadtführerin, führt uns in die Geschichte von St. Petersburg, die Schicksale der Zaren, die Architekten der Gebäude sowie deren berühmten Bewohner und ihr Leben ein.
Ermitage und Peterhof - 2 Sehenswürdigkeiten, wovon einem jede mehrere Tage ausfüllen könnte. Es ist eindrücklich, was die Zaren alles erschaffen liessen und was zu dieser Zeit für Geschenke gemacht wurden. Auf der Fahrt mit dem Tragflügelboot und bei der Ankunft auf dem Petershof wurden wir ziemlich verregnet.
Am nächsten Tag standen der Katharinen-Palast und die Isaaks-Kirche auf dem Programm. Wie der Peterhof ist auch der Katharinen-Palast weit ausserhalb des Stadtzentrums. Der Andrang hier ist gross, denn alle wollen das Bernstein-Zimmer sehen. Zurück in der Stadt besuchten wir die Isaaks-Kathedrale.
19.-22. Juni - Ladogasee, Russland
Nach dem Einkauf im Mega-Einkaufszentrum fahren wir nach Südkarelien. Die Fahrt von St. Petersburg nach Sortawala dauerte ca. 7 Stunden und das für gut 300 km. Eine so abwechslungsreiche Strecke hatten wir noch nie, zumindest was die Beschaffenheit der Fahrwege betrifft. Zuerst der neu erstellte Autobahnring mit den immensen Autobahnkreuzen zur Stadt hinaus. Dann wechselten sich asphaltierte löchrige, mit naturbelassenen gerillten (wie im australischen Outback) oder hügelig und gefurchte Abschnitte auf kleinstem Raume ab. Dies löste bei den Fahrern ein richtiges Rallye-Feeling aus. Trotz zeitweisem Regen beindruckten uns die endlosen Wälder und Seen, die einfachen Dörfer und Häuser, welchen einem in eine Zeit vor mehr als 50 Jahren zurückversetzen könnten. Unser Stellplatz ist in Sortawala am Ladogasee, leider regnet es in Strömen.
Auf der Klosterinsel Walaam leben seit fast 1000 Jahren Mönche. Neben einem Kloster gibt es mehrere Einsiedeleien, wobei diese eher wie Kirchen gebaut sind, und nicht wie wir es bei uns sehen. Dieses Gebiet wechselte mehrmals zwischen Russland, Schweden und Finnland, und fast in jedem Krieg wurden die Mönche Opfer der Kriegsgewalt und starben oder mussten flüchten. Aber immer wieder wurde die Insel von neuen Mönchen besiedelt.
Auf der Fahrt von Sortawala nach Kinerma besuchen wir unterwegs einen stillgelegten Marmor Steinbruch in Ruskeala. Hier wurde schon für die Zarin Katharina Marmor gebrochen und nach St. Peterburg gebracht später dann wurde der Marmor für die Metro in Moskau verwendet.
Wir fahren weiter nach Kinerma, einem Ur-Karelischen Dorf. 16 Häuser sind ca. vor 260 Jahren gebaut worden. Nadezhda, die in diesem Dorf aufgewachsen ist, zeigt uns das Dorf, die Kirche und ein kleines Museum, welches auch dank einer Finnische Partnerstadt eingerichtet werden konnte. Nadezhda bewirtet uns anschliessend mit einem karelischen Abendessen. Danach gehen wir in die Rauchsauna und begiessen uns draussen mit kaltem Wasser. Wenn nur diese Mücken nicht wären. Wir stehen mit unseren Campern total in der Natur und lassen uns vom Kuckucksgesang in den Schlaf wiegen.
23.-26. Juni - Onegasee, Russland
Seit 60 km fahren wir mit dem Warnlicht der Benzinuhr – der Zeiger steht tief im roten. Ich fahre vorsichtig, nicht zu stark beschleunigen, nicht zu schnell. Dann endlich die Tankstelle. Bezahlung zum voraus – aber nicht zu viel, sonst läuft einfach der Tank über! Also nur 60 Liter zum Preis von 280 Rubel was etwa 90 Rappen entspricht. Dann nichts wie drauf auf das Gaspedal – ein entgegenkommender LKW lässt die Lichthupe aufleuchten. Babara sagt noch: fahr langsam - doch der Polizist winkt mich schon zur Seite. Er zeigt mir auf seinem Laptop ein Foto von unserem Camper und darunter: 80 km/h. Er erklärt mir auf Russisch, innerorts seien nur 60 erlaubt und dass ich 100 Rubel Busse bezahlen müsse (ca. Fr.3.-). Ich schaute ihn reumütig an, und zupfte mich am eigenen Ohr – daraufhin liess er mich lächelnd ohne Busse springen.
Jetzt stehen wir am Onega-See auf einen wunderschönen Stellpatz. Am Abend gab es ein gemeinsames Schaschlik, jedes Paar brachte einen Salat mit. Willy glänzte mit grillierten Bananen. Vor dem Schlafen machten wir auf einem Sparziergang noch eine wundersame Entdeckung.
Wir fliegen mit dem Tragflügelboot 68 km über den Onegasee zu einem der berühmtesten Wahrzeichen Russlands, die nur aus Holz gebauten Erlöserkirche, Kirche der Jungfrau Maria und den Glockenturm auf der Insel Kizhi. Beim Bau wurde kein einziger Metallnagel verwendet. Zur Zeit wird auch hier renoviert – aber für die Renovation kommt man nicht ohne Metallhilfen aus. Die Insel ist gleichzeitig ein Open Air Museum mit gut erhaltenen, aus der Umgebung hergebrachten Holzgebäuden. Die Führung durch dieses Museum ergibt einen tiefen Einblick in die frühere Lebensweise und die Traditionen der Karelen. Im Winter ist der See 4-5 Monate gefroren und dann tauchen auch Wölfe vom Festland auf der Insel auf.
Heute ist Ruhetag ohne Programm. Es ist Putzen, Wasser tanken, Abwasser und WC leeren angesagt. Mit Spazieren, Tagebuch nachführen und Foto’s ordnen ist aber auch dieser Tag schnell ausgefüllt - dann kommt noch die Sauna mit Abkühlung im Onegasee – wo bleibt denn da das Nichtstun?
Wir fahren nach Powenez am nördlichen Ende des Onegasees. Unterwegs besuchen wir noch eine Holzkirche. Die letzten 22 km sind dann aber das schlimmste, was wir bisher an Strassen erlebten. Fast eine Stunde benötigten wir für dieses letzte Stück. Wir erreichen einen wunderschönen Stellplatz in einem Wald am See mit einem Restaurant und guten sanitären Anlagen. Am Abend gibt es Hirsch mit Brandy-Sauce und danach ein Lagerfeuer – natürlich darf da der Wodka auch nicht fehlen.
Wir besuchen den Weissmeerkanal, welcher bis zum Onegasee führt. Mehr als 200 km lang und 107 Meter Höhenunterschied auf der einen, 54 Meter auf der anderen Seite. Dafür wurden 19 Schleusen gebaut. Der von Stalin befohlene Bau wurde in 20 Monaten ohne Baumaschinen erstellt, alles durch Straflagerinsassen. Die Schleusen werden heute noch von Soldaten mit Maschinengewehren bewacht und dürfen nicht fotografiert werden. Heute ist auch eine Vorgesetzte (wirklich eine Frau – oder besser eine Funktionärin) anwesend, die uns und unserem Leiter androht, unsere Kameras einzuziehen, wenn wir nicht sofort aufhörten in der Nähe zu fotografieren. Danach besuchten wir die Gedenkstätte der Stalinopfer Sandimukh. Tausende wurden hier hingerichtet und in Massengräbern verscharrt, viele von ihnen rein willkürlich, andere weil sie zu viel wussten oder dem Regime kritisch gegenüberstanden. Ein sehr bedrückender Ort in einem fast toten Wald – keine Vögel und auch sonst keine Tiere ausser Schlangen und Mücken.
27. Juni – 1. Juli – Weisses Meer, Russland
Wir fahren nach Belomorsk am Weissmeer und campieren am anderen Ende des Kanals, unmittelbar an einer Schleuse – fotografieren Richtung Schleuse verboten. Unterwegs haben wir ein weiteres Mal mit den Tücken der russischen Strassen gekämpft. Diesmal waren es Baustellen, Schlamm und der Regen, welche uns und unsere Camper speziell forderten. Zur Belohnung gab es am Abend wieder einmal ein gemeinsames Schaschlik Essen mit reichlich Wodka.
5 Uhr 45 ist Tagwacht. Mit dem Bus geht’s zu einem ehemaligen Marine-Hafen und dann mit einem Katamaran in fast 4 Stunden auf die Insel Solowki. Auch hier gibt es ein Kloster und auch hier wird renoviert. Im Unterschied zu den bisherigen Klöstern war auf dieser Insel das Kloster von 1920 bis 1939 zu einem KZ umfunktioniert worden. Bis 1992 befand sich dann auf dieser Insel ein Marine-Stützpunkt. Heute ist sie ein viel besuchtes Ausflugsziel, aber auch Lebensraum für eine Inselbevölkerung mit regem Dorfleben.
In einer gut einstündigen Wanderung durch die Natur gelangen wir zu den Petroglyphen von Wygostrow. Hier sind Steinbilder zu sehen, welche ca. 7‘000 Jahre alt sein sollen. Speziell ist, dass nicht nur die Umrisse gezeichnet wurden, sondern die Figuren ganz ausgekritzt sind. Dargestellt sind Tiere wie Elche und Bären, aber auch Jäger mit Pfeil und Bogen oder Fischer mit Lanzen. Wir sind mit Stiefeln und Mückenhüten unterwegs. Es ist noch nass, aber trotz den kühlen Temperaturen hat es ziemlich viele Mücken.
Wir fahren weiter nach Tschupa, einem kleinen Ort auf einer Halbinsel am weissen Meer. Ein wunderschöner Stellplatz erwartet uns hier und der Kontakt mit der Bevölkerung findet ebenfalls statt. 3 junge Russen besichtigen unseren Camper aussen und innen. Später, in leicht angetrunkenen Zustand kommt einer zurück und will mit uns anstossen. Wir lassen uns darauf ein, sind aber froh, als unserer Reiseleiter eingreift und den Russen freundlich hinaus komplimentiert.
Am Morgen erscheint eine alte Frau mit Hund und Geissen und beginnt uns ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Sie kann nicht begreifen, dass wir sie nicht verstehen. Barbara schenkt ihr eine Toblerone und dann werden wir mit den besten Wünschen dieser überhäuft. Der junge Russe von gestern Abend kommt auch noch zurück, entschuldigt sich und schenkt uns ein Bild, das ein Bekannter von ihm gemalt hat. Wir gehen noch in einen Steinbruch, in welchem es verschiedenste Steine gibt wie z.B. Marmor oder auch Glimmer.
2.-7. Juli – Kirowsk / Murmansk, Russland
Wir überqueren den Polarkreis. Nichts Spektakuläres hier in Russland, ein blaues Schild weist darauf hin und ein Wegweiser zu einem Polarkreiskaffee ein paar Kilometer von der Hauptstrasse entfernt. Wir tanken Wasser an einer offiziellen Quelle, das beste Wasser das wir seit Deutschland bekamen. Die seltenen Wasserquellen an Russlands Strassen sind sehr gut frequentiert. In Kirowsk, einem Abbau Gebiet für Grundmaterial für Dünger, campieren wir auf dem Areal eines botanischen Gartens. Wir sind hier in den Bergen und es hat teilweise noch Schnee.
Die Besichtigung des Abbau-Werkes (stand auf dem Programm) ist nicht möglich. Es gibt ein Gerücht, dass in diesem Gebiet „seltene Erden“ gefunden wurden. Wir machen deshalb eine Wanderung in den Bergen. Im Winter wird hier Ski gefahren und im Sommer ist es beliebt zum Wandern und Biken. In der Stadt ist ein vor 30 Jahren geschlossenes Werk zu sehen. Da waren früher 10‘000 Arbeiter beschäftigt. Die Ruinen stimmen alle sehr nachdenklich. Was passierte mit diesen Arbeitern und weshalb werden die Ruinen nicht weggeräumt?
Auch Murmansk ist ein Ski-Gebiet und wir stehen nun vor einem Hotel im Skizentrum Ogni Murmansk. Es ist kalt regnet und der Wind weht, zum Glück haben wir eine Heizung. Wir besichtigen den ersten atomar angetriebenen Eisbrecher „Lenin“. Dieses Schiff hat 32 Jahre lang mit seinen 44‘000 PS das Eis des weissen Meeres gebrochen – bis 2,5 Meter. Danach bummeln wir durch die Stadt und bereiten uns auf das Abschiedsessen vor. Ja, die geführte Reise geht bald zu Ende und unsere russischen Begleiter fahren morgen zurück. Wir erleben aber noch einen gemütlichen Abend. Und dann sehen wir zum ersten Mal die Mitternachtssonne. Es wurde ja schon lange nicht mehr dunkel. Aber die Sonne haben wir seit dem Überqueren des Polarkreises kaum mehr gesehen.
Langsam bereiten wir uns auf die Ausreise aus Russland vor. Wir geniessen noch die Gegend und machen letzte Einkäufe und tanken nochmals billigen Diesel in Russland. Es ist wieder sonnig und warm und so sieht doch alles viel freundlicher aus. Hier blüht noch der Flieder, es ist eigentlich erst Frühling. Kaum zu glauben, dass es im Winter hier kaum mal richtig hell wird.
Vor Murmansk passierten wir das Gebiet von Montschegorsk, wo Buntmetalle abgebaut werden. Tote Wälder und Landschaften der Verwüstung durch Emissionen von der Buntmetallschmelze sind ein warnendes Dokument für die industrielle Umweltverschmutzung. Der Abbau von Buntmetallen geht hier weiter denn 40‘000 Einwohner sind von diesem Abbau abhängig. Aber mittlerweile stehen auf allen Schloten Filteranlagen.
Auf dem Weg nach Kirkenes sehen wir nochmals die schönen Landschaftsbilder und die Vegetation des hohen Nordens und wie diese durch rücksichtslosen industriellen Abbau zerstört werden kann. Wer möchte wohl in der Stadt Nickel leben? Die Menschen dort haben sicher keine andere Möglichkeit, freiwillig lebt niemand in dieser Stadt.
7.-8. Juli - Kirkenes, Norwegen
Dann der Grenzübertritt nach Norwegen. Vor dem Zoll müssen etwa 45 Minuten in der Kolonne warten. Papiere für das Fahrzeug abstempeln, Passkontrolle und Fahrzeugkontrolle. Insbesondere die Hohlräume sind für die Zöllner interessant wegen blinden Passagieren und die Medikamente kontrolliert. Die ärztliche Verordnung beschleunigt die Kontrolle beträchtlich. Nach ca. 15 Minuten sind wir durch.
Nun sind wir also wieder in der westlichen Welt und da verabschiedet sich auch schon unserer Tourenleiter Kostya. Am Morgen gibt es die grosse Verabschiedung von den übrigen Tourenteilnehmern. Jetzt geht jeder seinen eigenen Weg. Wir machen noch einen Rundgang durch das verschlafene Kirkenes und erleben die Ankunft des Postschiffes „Lofoten“ welches auf der Hurtigroute fährt. Danach fahren wir weiter an den Inari See. Unterwegs sehen wir die ersten wild lebenden Renntiere, welche sich auf oder neben der Strasse aufhalten.
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